Lebende Organismen reinigen Luft und Abwasser effektiv: Wissenschaftler aus Osnabrück entwickeln einen Filter, in dem Wasserlinsen und Algen gemeinsam Nährstoffe und Schadstoffe aus Abwasser und Abluft aufnehmen. Erstausstrahlung: 7. November 2017 auf 3SAT. Zu finden ist der Bericht in der 3SAT Mediathek unter der URL: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=69916.
Zeitungsberichte
National Geographics – Symbiofilter
Bramscher Symbiofilter Blickfang bei LAGA Bad Iburg
Der Projektleiter der Firma Aqua Light, Helgo Feige (links), und die Botanikerin Maike Stein von der Universität Osnabrück (rechts) stellten (v.l.) Michael Lübbersmann , Annette Niermann und Ursula Stecker das Wirkprinzip des Symbiofilters vor. Foto: WIGOS/Kimberly Lübbersmann
Der Projektleiter der Firma Aqua Light, Helgo Feige (links), und die Botanikerin Maike Stein von der Universität Osnabrück (rechts) stellten (v.l.) Michael Lübbersmann , Annette Niermann und Ursula Stecker das Wirkprinzip des Symbiofilters vor. Foto: WIGOS/Kimberly Lübbersmann
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Bramsche/Bad Iburg. In rund einem Monat wird die Landesgartenschau (LAGA) in Bad Iburg eröffnet, doch schon jetzt konnte eine weitere Besucherattraktion aufgebaut werden. Der Symbiofilter aus Bramsche ist ein lebendiges Filtersystem, das mit Hilfe von sogenannter Entengrütze, Algen und Mikroorganismen Wasser und Luft reinigen kann.
„Ich bin stolz, dass wir diese Innovation hier auf der LAGA zeigen können: Der Symbiofilter ist nicht nur ein visueller Blickfang, sondern passt perfekt in unser Konzept, dass die Themen Wasser, Natur und Umwelt in vielfältigen Aspekten verbindet“, so Bürgermeisterin Annette Niermann. Sie nahm jetzt gemeinsam mit Landrat Dr. Michael Lübbersmann und LAGA-Geschäftsführerin Ursula Stecker den Filter an seinem Standort an der Holperdorper Straße in Augenschein.
Saubere Luft
Der von der Aqua Light GmbH in Bramsche und dem Physiker Prof. Dr. Hilmar Franke entwickelte Symbiofilter klärt Abwasser und Luft mit Hilfe von Mikroorganismen und verschiedenen Wasserpflanzen, darunter die Entengrütze genannten Wasserlinsen. In Bad Iburg geht es schwerpunktmäßig um die Reinigung von Luft, erläuterte Helgo Feige, der als Projektmanager die Entwicklung des Symbiofilters bei Aqua Light leitet: „In einem zylinderförmigen Luftwäscher, der Abgase vom nahegelegenen Verkehrskreisel ansaugt, wird mit Mikroorganismen angereichertes Wasser versprüht,“ beschrieb der Diplom-Biologe. „Die so aus der Luft gewaschenen Schad- und Geruchsstoffe werden dann in ein Kaskadensystem transparenter Becken geleitet, in dem Wasserlinsen und Mikroorganismen kultiviert werden.“ Die Anfangskulturen der Pflanzen vermehren sich schnell und „fressen“ dabei die Schadstoffe aus dem Wasser. Die so entstehende üppige grüne Flora wird dann regelmäßig von der Wasseroberfläche abgeschöpft:
Verwertung als Dünger
„Die Wasserlinsen und Mikroorganismen können anschließend je nach Inhaltsstoffen entweder entsorgt oder etwa als Dünger verwertet werden“, skizzierte Maike Stein weiter. Sie gewährleistet mit ihren Kollegen von der Universität Osnabrück die akademische Begleitung des durch das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) geförderten Projektes und war als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Beginn an dabei. „Wir haben beispielsweise gemeinsam nach der idealen Kombination von Mikroorganismen gesucht, um möglichst viele Schadstoffe aus dem Wasser herauszufiltern“, erklärte die Botanikerin.
Attraktiver Baustein
Ursula Stecker freute sich, dass mit dem Symbiofilter nun ein weiterer attraktiver Baustein im Bereich Umweltbildung die LAGA bereichere. „Auch die räumliche Nähe zum Baumwipfelpfad mit dem grünen Klassenzimmer als umweltpädagogisches Angebot passt hier ganz hervorragend“, sagte die Geschäftsführerin. Sie könne sich sehr gut vorstellen, dass diese grüne Technologie gerade auch für junge Menschen spannend ist. Begeistert zeigte sich auch Landrat Lübbersmann. Er sieht großes Potenzial der innovativen Technologie für die Landwirtschaft: „Der Symbiofilter könnte künftig einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, etwa die Emissionsprobleme großer Stallanlagen in den Griff zu bekommen“, zeigte sich der Landrat überzeugt.
Quelle: Bramscher Nachrichten, Heiner Beinke, Ausgabe vom 20.03.2018,
Verschiedene Algenstämme werden auf ihre Wirksamkeit getestet.
Lappenstuhl. In einem ausrangierten Schiffscontainer auf dem Werksgelände der Firma Aqua Light im Bramscher Ortsteil Lappenstuhl wird an einem ökologischen Projekt von besonderer Bedeutung geforscht. Das beweist die Nominierung für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis im Bereich Forschung. Ein Besuch.
Entengrütze als Segen
Entengrütze ist bei Teichbesitzern nicht besonders beliebt. Helgo Feige sieht das ganz anders. Der Biologe will die besonderen Eigenschaften der kleinen Wasserlinse nutzen, um Wasser und Luft ganz einfach zu reinigen. Bei der Firma Aqua Light experimentiert er mit dem Symbiofilter, dem er eine große Zukunft prophezeit.
Die Aqua Light GmbH ist ein Hersteller und Großhändler für Aquaristik. Die Aufbereitung und Reinigung von Wasser ist dabei neben Beleuchtung ein zentrales Thema. Der Biologe Helgo Feige forscht im Betrieb seines Bruders Klaus-Jürgen Feige über Möglichkeiten, biologische Eigenschaften für den Prozess auszunutzen. Und stieß auf Algen und Entengrütze.
Mikrokumpel
„Mikrokumpel“ nennt Feige jene Kleinstlebewesen, die sich von dem ernähren, was als unerwünschter Schadstoff gilt: Kohlendioxid, Phosphate, Stickstoff und anderes mehr: Die kleine Wasserlinse, lateinischer Name Lemna minor, „holt alles raus an Gift, was es gibt im Teich“, hat Feige festgestellt. Das müsse sich doch nutzbringend anwenden lassen, dachte sich der Biologe, der über einen Zeitungsbericht in den Bramscher Nachrichten den richtigen Partner für Verfahrensfragen entdeckte: Berichtet wurde über den Bramscher Physikprofessor Hilmar Franke, der sich seit Jahren mit diesem Thema beschäftigt, wie die Fotosynthese bei Algen durch Kohlendioxid und Licht beschleunigt werden kann. Eine kleine Versuchsanlage entstand am Klärwerk. Es war nur der Anfang.
Forschung im Container
Ein ausrangierter Schiffscontainer auf dem Gelände der Firma Aqua Light ist heute das Zentrum der Forschung. Nur ein kleines Schild weist darauf hin, dass hier Bedeutsames im Gange ist: „Gefördert durch Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages“, steht da.
Dem Besucher schlägt feuchte Wärme entgegen, der Boden ist nass vom Kondenswasser. „Das sind ideale Bedinungen für die Wasserlinse“, erläutert Helgo Feige. Er geht an einer Art Regalsystem vorbei, in den sich Kunststoffschalen mit Wasser stapeln, auf denen Entengrütze schwimmt. Die einzelnen Behältnisse sind durch Rohre und leichte Neigung miteinander verbunden. Durch diese künstlichen Miniteiche wird belastetes Wasser geleitet. Was eingeleitet wird, wie die Biomasse darauf reagiert und wie stark die Wasserlinsen wachsen wird ebenso genau festgehalten wie die Reinigungsleistung. Beteiligt am Projekt ist auch die Universität Osnabrück.
Begeisterung beim Biologen
Die bisherigen Ergebnisse begeistern die Biologen. Feige sieht viele praktische Anwendungsmöglichkeiten für den Symbiofilter. Und das nicht nur für Abwasser, sondern auch für Abluft. Die wird ebenfalls rein biologisch in einem Wäscher gereinigt, in dem diese Abluft durch Wasserkaskaden geleitet wird. Hier wird mit den Düsen experimentiert, die das Wasser möglichst fein verteilen sollen. Zu fein darf es aber auch nicht werden, sonst werden die als Stoffwechselspezialisten eingesetzten Algen zerfetzt. Bei einer zu großen Einstellung leidet die Reinigungsleistung.
Viele Anwendungen
Abwasser aus Kläranlagen, Gülle, Abluft aus verkehrsbelasteten Innenstädten – Feige kann sich zahlreiche Anwendungen vorstellen für den Symbiofilter. Und nicht nur er: Das Projekt ist mit zwei weiteren für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung nominiert, das diesmal den Umgang mit Wasser als Schwerpunkt hat. „Das ist wie ein Ritterschlag für uns“, freut sich Feige.
Online-Voting
Eine genauere Vorstellung des Projektes wird im Rahmen des Wettbewerbs um den Nachhaltigkeitspreis noch folgen. Unter anderem wird dazu das Wissenschaftsmagazin „nano“ einen Film ausstrahlen der am 7.11.2017 um 18,30 Uhr gezeigt wird. Aber schon jetzt ist das Online-Voting freigegeben. Jeder kann hier teilnehmen. Unter den Teilnehmern des Public Votings werden zwei Eintrittskarten für den 10. Deutschen Nachhaltigkeitstag mit Preisverleihung am 8. Dezember in Düsseldorf verlost.
Der einzige Hinweis auf die Bedeutung des Forschungsprojektes ist das Schild an der Tür.
Am Klärwerk werden zurzeit Symbiofilter (links) und Abluft-Wäscher praktisch erprobt. Foto: Heiner Beinke
Bramsche. Ein lebender Filter, der geklärtem Abwasser überschüssige Nährstoffe entzieht, wird am Bramscher Klärwerk getestet. Und das offenbar mit gutem Erfolg: Dieser Symbiofilter ist für den deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Sparte Forschung nominiert.
Lösungswege für den nachhaltigen Umgang mit Wasser werden diesmal gesucht. Nominiert sind die bio-elektrochemische Brennstoffzelle des Clausthaler Umwelttechnik-Instituts, das „Wasserschutzbrot“ des Forschungsinstitutes für biologischen Landbau in Unterfranken und eben der Symbiofilter der Universität Osnabrück.
Erprobung in Bramsche
Dass der nun gerade in Bramsche erprobt wird, ist kein Zufall. Die Ursprungsidee stammt vom Bramscher Physiker Professor Hilmar Franke, der schon lange daran forscht, mithilfe von Algen Schadstoffe wie zum Beispiel Kohlendioxid aus dem Wasser zu filtern. Den jetzigen Symbiofilter hat die Firma Aqualight aus Lappenstuhl gebaut. Ein Teil des Abwassers und Abluft aus dem Klärwerk Bramsche wird in der kleinen Versuchsanlage gereinigt, mit gutem Ergebnis, wie Klärwerksleiter Frank Möller versichert. Die wissenschaftliche Betreuung des Projektes liegt bei der Universität Osnabrück.
Online-Voting
Eine genauere Vorstellung des Projektes wird im Rahmen des Wettbewerbs um den Nachhaltigkeitspreis noch folgen. Unter anderem wird dazu das Wissenschaftsmagazin „nano“ einen Film drehen. Aber schon jetzt ist das Online-Voting freigegeben. Jeder kann hier teilnehmen. Unter den Teilnehmern des Public Votings werden zwei Eintrittskarten für den 10. Deutschen Nachhaltigkeitstag mit Preisverleihung am 8. Dezember in Düsseldorf verlost.
Innovation von Aqua Light aus Bramsche für deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert.
Eine Zukunftsvision wird Wirklichkeit.
Eine Zukunftsvision wird Wirklichkeit: Der vom Unternehmen Aqua Light GmbH, dem in Bramsche lebenden Physiker Professor Hilmar Franke und der Universität Osnabrück entwickelte Symbiofilter klärt Abwasser auf natürlicher Basis mit Hilfe verschiedener Wasserpflanzen und Mikroorganismen. Der lebende Filter ist als eine von drei Innovationen für den deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Forschung nominiert: Die Auszeichnung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wird am 8. Dezember in Düsseldorf verliehen.
Die Aqua Light GmbH ist Hersteller und Großhändler für Aquaristik Zubehör in Bramsche und exportiert in den gesamten Euro-Raum, die USA und in weitere Staaten. Geschäftsführer Klaus-Jürgen Feige und sein Bruder Helgo Feige, der als Projektmanager unter anderem die Entwicklung des Symbiofilters leitet, sind nicht nur begeisterte Aquarianer, sondern als Erfinder und Diplombiologen auch hoch interessiert an Umweltthemen. „Die Reinigung von Wasser spielt natürlich auch in der Aquaristik eine große Rolle: Da lag der Schritt zu größeren Anwendungen nahe“, skizziert Helgo Feige. Das über viele Jahrzehnte gewachsene Know-how aus der angewandten Physik von Professor Franke, der unter anderem mehrere Jahre lang in Wallenhorst ein Technologiezentrum für Algenzucht leitete, komplettierte die innovativen Gedanken des Forscherteams der Firma Aqua Light. Die akademische Begleitung des durch das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) geförderten Projektes gewährleistet die Universität Osnabrück.
Die Brüder Feige experimentierten mit der Wasserpflanze Lemna, auch Wasserlinse oder etwas unappetitlich Entengrütze genannt. Mit einem Eiweißanteil von bis zu 40 Prozent wächst die kleine Pflanzen exponentiell am Tag bis zu 100 Prozent und breitet sich in Windeseile auf Wasseroberflächen aus. Dabei verstoffwechselt sie fast nebenbei die Nähr- oder Schadstoffe des Wassers. Bei ihrer Nahrungsaufnahme ist sie nicht wählerisch: Egal, ob es um Nitrat, Phosphate oder Schwermetalle geht, Lemna nimmt alles auf. Ihre Wirkung lässt sich durch die im Filter eingesetzten Mikroorganismen, mit denen sie in einer Symbiose leben, weiter steigern.
„Diese Schadstoffentfernung ist in herkömmlichen Kläranlagen heute noch nicht möglich“, beschreibt Feige das Innovationspotenzial des Symbiofilters. Naheliegend also, die Erprobung in einer Kläranlage durchzuführen und die Bramscher Klärwerke waren gern zu einer Kooperation bereit. Hier steht nun der erste Prototyp des Symbiofilters, der praktisch je nach Anwendung grenzenlos erweiterbar ist.
Und so funktioniert´s: Im Symbiofilter wird das Abwasser mit langsamer Fließgeschwindigkeit durch ein Kaskadensystem transparenter Becken geleitet, das die Kultivierung von Wasserlinsen und Mikroorganismen auf geringstem Raum ermöglicht. Alle Becken sind mit einer Anfangskultur der lebenden Pflanzen präpariert, die sich schnell vermehren und gleichzeitig die Schadstoffe aus dem Wasser aufnehmen. Dann werden regelmäßig die Wasserlinsen samt Schadstoffen geerntet – sehr simpel, da sie auf der Wasseroberfläche schwimmen. Die angelagerte Algen werden durch Oberflächenabzug entfernt. Die Pflanzen können dann je nach Inhaltsstoffen entweder entsorgt oder etwa als Dünger verwertet werden.
„Bisher sind die Ergebnisse der Erprobung sehr gut“, beschreibt Feige. Aqua Light entwickelt mit Professor Franke parallel dazu den Prototyp ständig weiter: Inzwischen steht auf dem Hof des Unternehmens ein umgebauter Schiffscontainer mit einem zehnstufigen Kaskadensystem, der sich im Winter auch heizen lässt. Denn die sattgrünen Minipflanzen brauchen für ihr Wachstum neben Licht auch Wärme – bei Temperaturen von unter zehn Grad sinken sie auf den Grund und reduzieren den Stoffwechsel auf ein Minimum.
Der Symbiofilter kann jedoch nicht nur Wasser reinigen, sondern auch Luft. „Denn kommunale Kläranlagen haben auch Probleme mit den Geruchsimmissionen“, schildert der Diplombiologe. Der so genannte Wäscher, ein rund zwei Meter großer Plexiglaszylinder, in dem Wasser versprüht wird, ermöglicht die Reinigung von Abluft aus dem Klärwerk. Der Wäscher verwendet nur Wasser mit Mikroalgen und Mikroorganismen aus dem Symbiofilter und reduziert die Geruchsbelastung signifikant, ohne dabei Abwässer zu erzeugen. Die aufgenommenen Nährstoffe werden anschließend im Symbiofilter verstoffwechselt.
Helgo Feige ist die Begeisterung anzumerken, wenn er über den Symbiofilter spricht: Neben der Abwasserreinigung in Klärwerken kann er sich eine Vielzahl weiterer Anwendungsmöglichkeiten vorstellen. „Auch für die hohe Feinstaubbelastung in den Städten könnte der Symbiofilter eine aktive Lösung bieten“, ist er überzeugt. So könnte er an Verkehrsknotenpunkten im Innenstadtbereich die Feinstaubbelastung deutlich reduzieren. Inzwischen gibt es auch über die Wirtschaftsförderung des Landkreises, WIGOS, vermittelte Kontakte zu anderen Unternehmen im Bereich Umweltschutz. „Hier eine Vernetzung herzustellen, kann Impulse für weitere Innovationen und Kooperationen geben“, so WIGOS-Geschäftsführer Siegfried Averhage.
Die Auswahl unter den drei Kandidaten für den Nachhaltigkeitspreis wird per Online-Voting getroffen, an dem jeder unter www.nachhaltigkeitspreis.de/wettbewerbe/forschung teilnehmen kann. Zu gewinnen gibt es zwei Eintrittskarten für die Preisverleihung am 8. Dezember in Düsseldorf.
Die Auszeichnung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wird am 8. Dezember in Düsseldorf verliehen. Wer von den drei Kandidaten letztlich das Rennen um den Deutschen Nachhaltigkeitspreis macht, kann Jeder im Online-Voting mitbestimmen. Und zu gewinnen gibt´s auch noch was – zwei Eintrittskarten für die Preisverleihung am 8. Dezember in Düsseldorf.
Aqua Light-Geschäftsführer Klaus-Jürgen Feige und sein Bruder Helgo, der als Projektmanager unter anderem die Entwicklung des Symbiofilters leitet, sind nicht nur begeisterte Aquarianer, sondern als Erfinder und Biologen auch hoch interessiert an Umweltthemen.
„Die Reinigung von Wasser spielt natürlich auch in der Aquaristik eine große Rolle: Da lag der Schritt zu größeren Anwendungen nahe“, skizzierte Helgo Feige. Das über viele Jahrzehnte gewachsene Know-how aus der angewandten Physik von Prof. Franke, der unter anderem mehrere Jahre lang in Wallenhorst ein Technologiezentrum für Algenzucht leitete, komplettierte das Forscherteam der Firma Aqua Light, das von der Uni Osnabrück begleitet wurde.
Die Brüder Feige experimentierten mit der Wasserpflanze Lemna, auch als Wasserlinse oder „Entengrütze“ bekannt. Mit einem Eiweißanteil von bis zu 40 Prozent wächst die kleine Pflanzen exponentiell am Tag bis zu 100 Prozent und breitet sich in Windeseile auf Wasseroberflächen aus. Dabei verstoffwechselt sie fast nebenbei die Nähr- oder Schadstoffe des Wassers. Bei ihrer Nahrungsaufnahme ist sie nicht wählerisch: Ob Nitrat, Phosphate oder Schwermetalle – Lemna nimmt alles auf. Ihre Wirkung lässt sich durch die im Filter eingesetzten Mikroorganismen, mit denen sie in einer Symbiose leben, weiter steigern.
Die Bramscher Klärwerke haben als Kooperationspartner den ersten Prototyp des Symbiofilters in Erprobung. Im Symbiofilter wird das Abwasser mit langsamer Fließgeschwindigkeit durch ein Kaskadensystem transparenter Becken geleitet, das die Kultivierung von Wasserlinsen und Mikroorganismen auf geringstem Raum ermöglicht. Alle Becken sind mit einer Anfangskultur der lebenden Pflanzen präpariert, die sich schnell vermehren und gleichzeitig die Schadstoffe aus dem Wasser aufnehmen. Dann werden regelmäßig die Wasserlinsen samt Schadstoffen geerntet – sehr simpel, da sie auf der Wasseroberfläche schwimmen.
Die angelagerten Algen werden durch Oberflächenabzug entfernt. Die Pflanzen können dann je nach Inhaltsstoffen entweder entsorgt oder etwa als Dünger auch weiter verwertet werden. „Bisher sind die Ergebnisse der Erprobung sehr gut“, betonte Feige. Parallel zur Erprobung wird kräftig weiter geforscht: Inzwischen steht auf dem Hof des Unternehmens ein umgebauter Schiffscontainer mit einem zehnstufigen Kaskadensystem, der sich im Winter auch heizen lässt. Denn die sattgrünen Minipflanzen brauchen für ihr Wachstum neben Licht auch Wärme – bei Temperaturen von unter zehn Grad sinken sie auf den Grund und reduzieren den Stoffwechsel auf ein Minimum.
Der Symbiofilter kann jedoch nicht nur Wasser reinigen, sondern auch Luft. „Denn kommunale Kläranlagen haben auch Probleme mit den Geruchsimmissionen“, schilderte Feige. Der so genannte Wäscher, ein rund zwei Meter großer Plexiglaszylinder, in dem Wasser versprüht wird, ermöglicht die Reinigung von Abluft aus dem Klärwerk. Der Wäscher verwendet nur Wasser mit Mikroalgen und Mikroorganismen aus dem Symbiofilter und reduziert die Geruchsbelastung signifikant, ohne dabei Abwasser zu erzeugen. Die aufgenommenen Nährstoffe werden anschließend im Symbiofilter verstoffwechselt.
Daran wird deutlich, dass sich der Symbiofilter neben der Abwasserreinigung in Klärwerken viele Einsatzmöglichkeiten bieten. „Auch für die hohe Feinstaubbelastung in den Städten könnte der Symbiofilter eine aktive Lösung darstellen“, zeigten sich die Feiges überzeugt. So könnte er an Verkehrsknotenpunkten im Innenstadtbereich die Feinstaubbelastung deutlich reduzieren.
Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Osnabrück (Wigos) hat bereits Kontakte zu anderen Unternehmen im Bereich Umweltschutz vermittelt. „Hier eine Vernetzung herzustellen, kann Impulse für weitere Innovationen und Kooperationen geben“, machte Wigos-Geschäftsführer Siegfried Averhage deutlich.
Für nachhaltige Reinigung durch Wasserlinsen votieren
Die Jury des deutschen Nachhaltigkeitspreises hat drei Projekte für die Endrunde nominiert und ruft nun dazu auf, darüber abzustimmen. Mit im Rennen: die neue „Abwasserreinigung mit dem Symbiofilter“, ein Reinigungsverfahren auf Pflanzenbasis. Forschende der Firma Aqualight aus Bramsche und Pflanzenforscher der Uni Osnabrück haben das neue Verfahren ausgetüftelt, mit der am schnellsten wachsenden Wasserpflanze Lemna (Wasserlinsen) die Schmutzwasser in Klärwerken zu reinigen. Der Symbiofilter entfernt vor allem überschüssige Nährstoffe (Nitrat, Phosphat etc.) aus dem Wasser und hat das Potential gesundheitsschädliche Schwermetalle und Arzneimittelreste zu beseitigen. Wie die Jury über das Projekt schreibt (pdf), ist damit erstmals eine schnelle, witterungsunabhängige, preiswerte, mobile und äußerst effiziente Lösung zur Reinigung von Wasser möglich. Der Sieger des Forschungspreises wird in Kooperation mit der Wissenschaftssendung „nano“ auf 3sat über ein Online-Voting ermittelt und im Rahmen der Preisverleihung am 8. Dezember bekannt gegeben. Abstimmungsschluss ist am 17. November 2017. Die 3SAT-Sendetermine der Filme für alle drei Projekte jeweils um 18:30 Uhr bei „nano“ sind: